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Überirdisch, außerirdisch oder unterirdisch?

Philosophie zwischen Gott, Gewerkschaftsprotesten und CSU-Attacken

UFO mit einem Außerirdischen

Als Autor dieser Kolumne hat man es auch nicht immer leicht. Ein einziger Satz, auf den ersten Blick ganz schlicht und nur beiläufig gesagt, doch bei genauerem Hinsehen tiefgründig und philosophisch: Das war es, was die Redaktion mir bedauernswertem Schreiberling diesmal als Thema für „Zu guter Letzt“ ans Herz gelegt hat: "Gerechtigkeit ist keine irdische Sache" - so ließ sich unsere Finanzsenatorin im buten-un-binnen-Interview vernehmen. Lustig ist das leider nicht, eher besorgniserregend.
Müssen wir uns jetzt schon amtlich aufs Jenseits vertrösten lassen? Hat gar die Schuldenbremse jetzt einen Gottesstatus erlangt? Dann werde ich aber auf meine alten Tage noch Katholik und setze mich dafür ein, dass Bremen direkter vatikanischer Verwaltung unterstellt wird. Immerhin verweist Papst Franziskus nicht so dogmatisch aufs Jenseits, wenn es um Gerechtigkeit geht.
Vielleicht geht es aber auch nur um schnödes politisches Alltagsgeschäft, nämlich darum, missliebige Aktivitäten in ein schlechtes Licht zu rücken.
ver.di kündigt eine Kampagne für ein gerechtes Bremen an. Also sind das jetzt alles Außerirdische? ver.di-Aliens über Bremen, mit selbst gebastelten Papp-Raumschiffen und bei KiTa Bremen-Kindern ausgeborgten Laserschwertern?

Hängematte zwischen zwei Palmen

Wahrscheinlich ist es viel einfacher. Die Finanzsenatorin findet es einfach nicht gerecht, dass sie ständig und von allen attackiert wird. Auf der einen Seite von protestierenden Beschäftigten wegen ihrer rigorosen Kürzungspolitik. Und auf der anderen Seite von denen, denen das alles immer noch nicht weit genug geht. So wie die unterirdischen Attacken von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, der die Empfängerländer des Länderfinanzausgleichs, also auch Bremen, für "Transferschmarotzer" mit einer Neigung zur "griechischen Hängemattenpolitik" hält. Dabei hat der Länderfinanzausgleich auch schon mal dem Bundesland Bayern aus der Patsche geholfen, als Bremen noch Geberland war.
Aber genug von diesen Spekulationen. Im Kern frage ich mich: Wofür macht man eigentlich Politik, wenn nicht, um die Gerechtigkeit - was auch immer jeder Einzelne darunter verstehen mag - voran zu bringen? Politik ohne Gerechtigkeit ist wie Segeln ohne Kompass - ein gefährliches Experiment.

Burkhard Winsemann