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Besondere Bedingungen in der Pandemie

Arbeitsschutz wichtiger denn je

Wir alle haben im Laufe der vergangenen zwei Jahre regelmäßig neue Vorgaben in unseren Arbeitsalltag integrieren müssen. Nicht alles lief glatt: War es anfänglich die Versorgung mit Masken und Desinfektionsmitteln, so war es später die Durchsetzung der 3G-Regel für Bürger:innen in Dienststellen mit Publikumskontakten, die uns als Personalräte zusätzlich beschäftigt haben. Inzwischen gehen uns Begriffe wie Viruslast, Inzidenzwert, Hospitalisierungsrate und Testsensitivität ganz locker von der Zunge. Wenn wir euch Informationen zu diesem wichtigen Thema mitteilen, birgt dies auch immer das Risiko, dass sich die eine oder andere in kurzer Zeit bereits überholt hat. Da, wo die Bereitschaft der Beschäftigten zur zügigen Umsetzung von Maßnahmen besonders groß war, konnte so schon mal Frust aufkommen.
In einer so noch nie dagewesenen Situation erleben wir eine besondere Belastung in der Arbeit. Die Pandemie führte in vielen Dienststellen zu andauernder Mehrarbeit. Aufgaben mussten bezogen auf ihre Dringlichkeit sehr schnell neu bewertet werden. Die gleichzeitige Nutzung von Büroräumen durch mehrere Personen war oft mit einem mulmigen Gefühl verbunden. Sehr unterschiedlich und individuell sind die Berichte über die Belastungen im Arbeitsalltag, die uns erreichen. Und davon sind Kolleg:innen im Homeoffice nicht ausgenommen. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz ist nach wie vor stark geprägt vom Blick auf aktuelle Schutzvorgaben.
So wurde der Bericht des leitenden Arbeitsmediziners Herr Dr. Neumann (Fachdienste für Arbeitsschutz) im Rahmen Informationsveranstaltung für Personalräte am 26. Januar 2022 mit großem Interesse aufgenommen. Grundsätzlich wertet er den Arbeitsplatz in Bezug auf ein Infektionsrisiko als sehr sicher. Die erfolgreiche Impfkampagne und die sehr hohe Impfquote in Bremen sind ein weiterer wichtiger Baustein in der Bekämpfung der Pandemie. Zusätzlich betonte er, dass der beste Schutz gegen COVID-19 durch die Booster-Impfung erreicht wird. Gleichzeitig behalten Abstand, Hygiene, Alltagsmasken und Lüften (AHA + L) als vorrangige und wichtige Schutzmaßnahmen ihre Bedeutung.
Die psychische Auswirkung, die diese angespannte Arbeits- und Lebenssituation mit sich gebracht hat, findet allerdings bislang noch zu wenig Berücksichtigung. Die Fachdienste berichten von einer Zunahme psychisch bedingter Krankheitsbilder wie z.B Angststörungen und bestätigen, dass ihre Unterstützung während der Pandemie kaum abgerufen wurde. Insgesamt haben wir den Eindruck, dass das Aufgabenfeld der psychischen Gefährdungsbeurteilungen am Arbeitsplatz dringend mehr Beachtung bedarf.
Ein weiterer Aspekt ist die private Belastung während der Pandemie. Besonders stark davon betroffen sind bis heute Kolleg:innen, die Kinder oder zu pflegende Angehörige versorgen müssen, weil beispielsweise Kinderbetreuung und Schulbesuch nicht immer gewährleistet sind. Genauso betroffen sind Kolleg:innen mit Vorerkrankungen. Für sie ist die Sorge um Ansteckung auch am Arbeitsplatz allgegenwärtig.
Wir haben uns an vieles gewöhnt und manche von uns sind zu Digital-Held:innen geworden. Viele Kolleg:innen aber berichten von digitaler Erschöpfung und Isolation. Und auch diejenigen, die vermeintlich gut mit der Situation umgehen können, kommen an ihre Grenzen. Wir leben daher weiterhin mit Gefühlen der Unsicherheit. In dieser Anspannung lässt sich nicht mal eben der Schalter auf off legen.
Sehr erfreulich ist deshalb die aktuelle Initiative des Kompetenzzentrums Gesundheitsmanagement, das das Instrument „Dialog in der Dienststelle“ auf den Weg gebracht hat. Das Instrument ist eine Anregung für die Dienststellen, sich auf Ebene der Arbeitsteams mit den pandemiebedingten Veränderungen der Arbeitssituation auseinanderzusetzen. Es ermöglicht Führungskräften einen systematischen und niedrigschwelligen Einstieg in diese Thematik und zeigt, wie ein Dialog dazu gelingen kann. Dieses freiwillige Angebot kann für Führungskräfte als Türöffner dienen, um mit ihren Mitarbeiter:innen über die Veränderungen der pandemiebedingten Arbeitsanforderung ins Gespräch zu kommen. Werden dabei psychische Fehlbelastungen im Team identifiziert, die nachjustiert werden sollten, kann der Dialog dabei unterstützen gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Im Austausch miteinander zu sein über belastende Faktoren in unserer Arbeit wirkt unterstützend und ist ein Baustein für Zufriedenheit.
Für die Beauftragten im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, aber auch für Personalräte ein guter Auftakt das Thema „Pandemie und psychische Gesundheit“ in den Blick zu nehmen und dahingehend unterstützend in den Dienststellen zu wirken.

Daniela Koltzau

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