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Fassade oder Substanz?

Wichtige Vorhaben kommen nicht voran

Ein junger Mann arbeitet in einem Wintergarten am Notebook
Auch im Homeoffice sollte eine gesundheitsgerechte Arbeitsplatzausstattung zur Verfügung stehen.

Erfolglose Stellenausschreibungen, unbesetzte Arbeits- und Ausbildungsplätze: Die Personalgewinnung ist in weiten Teilen des bremischen öffentlichen Dienstes eine echte Herausforderung. Deshalb hat sich der Finanzsenator zum Ziel gesetzt, die Arbeitgeberattraktivität Bremens zu steigern. Diese Zielsetzung hat natürlich die volle Unterstützung des Gesamtpersonalrats.
Was aber macht eine Arbeitgeberin für potenzielle Bewerber:innen attraktiv? Darüber kann man durchaus unterschiedliche Vorstellungen entwickeln. In unserer Stellungnahme zu den Haushalten haben wir klargestellt, dass es dabei um mehr gehen muss als nur die „Fassade des öffentlichen Dienstes modern zu dekorieren.“
Arbeitgeberattraktivität kommt fast von ganz allein - wenn die Arbeitsbedingungen gut und attraktiv sind. Denn die Erfahrungen der heutigen Beschäftigten in ihrem Arbeitsalltag sind ein ganz entscheidender Faktor dafür, wie die Freie Hansestadt Bremen als Arbeitgeberin wahrgenommen wird.
Wichtige Vorhaben in dieser Hinsicht, die auch in der rot-grün-roten Koalitionsvereinbarung festgeschrieben sind, kommen nicht voran. So gibt es bis heute weder Leitlinien
für gute Führung noch verbesserte Unterstützungsinstrumente für Führungskräfte. Gleichzeitig haben sich die Herausforderungen, die Führungskräfte zu bewältigen haben, noch verstärkt. Beispielsweise gilt es, das vom Senat beschlossene Diversity-Management-Konzept umzusetzen und verstärkt auf Distanz zu führen.
Auch beim Ziel, gesundes Arbeiten und eine verstärkte zentrale Unterstützung des Gesundheitsmanagements voranzubringen, bleibt noch viel zu tun. Positiv ist, dass mittlerweile das Kompetenzzentrum Gesundheitsmanagement personell aufgestockt wurde. In der Fläche haben sich die Defizite hingegen eher vergrößert. Mit der Corona-Pandemie ist der Infektionsschutz in den Vordergrund gerückt und hat andere Aspekte des Verhältnisses von Arbeit und Gesundheit bis heute verdrängt. Hinzu kommt, dass viele Kolleg:innen längerfristig im Homeoffice gearbeitet haben. Die wenigsten Dienststellen kümmern sich dabei um die gesundheitsgerechte Ausstattung des häuslichen Arbeitsplatzes.
A propos Homeoffice: Die Möglichkeit, einen Teil seiner Arbeit von zuhause aus erledigen zu können, ist heute in vielen Berufen natürlich ein ganz wichtiger Punkt, wenn man als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden will. In einigen bremischen Dienststellen zeichnen sich allerdings Tendenzen ab, das Arbeiten im Homeoffice als Normalfall anzusehen, die Nutzung eines Arbeitsplatzes in der Dienststelle als Ausnahme. So verstehen wir jedenfalls einige Vorhaben, Büroflächen zu „optimieren“. Dabei wird von vornherein einkalkuliert, dass ein erheblicher Teil der Beschäftigten nicht in der Dienststelle arbeitet. Zweifel sind angebracht, ob es der Arbeitgeberattraktivität förderlich ist, wenn Beschäftigte sich in der eigenen Dienststelle nur als mehr oder weniger gern gesehene Gäste fühlen müssen.
Etwas mehr Beachtung verdient zudem die Tatsache, dass sich nicht alle Aufgaben im Homeoffice erledigen lassen. Das muss in den Dienststellen fair geregelt werden, damit nicht alles denjenigen Kolleg:innen aufgebürdet wird, für die Homeoffice - aus unterschiedlichsten Gründen - keine sinnvolle Option ist.
Schlagworte, die den Anspruch von Modernität vermitteln, sind ganz sicher notwendig, damit Bremen als attraktive Arbeitgeberin überhaupt wahrgenommen wird. Um damit auch nachhaltig erfolgreich zu sein im Wettbewerb um qualifiziertes Personal sollten dahinter auch durchdachte Konzepte für wirklich attraktive Arbeitsbedingungen stehen. Dazu gehören das Recht auf ortsflexibles Arbeiten ebenso wie das Recht auf einen Büroarbeitsplatz und eine gesunde Arbeitsumgebung. Der Gesamtpersonalrat arbeitet daran.

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