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Mit dem Tablet in den Kühlschrank

Ausbildung von Hauswirtschafter:innen unter Corona

Eine Frau an einer geöffneten Kühlschranktür. In der einen Hand hält sie ein Tablet, in dem eine Videokonferenz läuft.
Verena Wohlfeld (mit Tablet) und Duygu Sen (im Tablet) beim digitalen Unterricht.

Die Berufsschule ist ein Lernort während der Ausbildung und vermittelt handlungsorientiert die vielfältigen Kompetenzen für den Berufsalltag. An der Inge-Katz-Schule in Bremen werden Hauswirtschafter:innen mit Herz und Leidenschaft ausgebildet. Was macht man als Ausbilder:in mit Auszubildenden, wenn durch coronabedingte Schulschließungen der Unterricht nur noch digital stattfinden kann? Hier ist Kreativität gefragt!
Verena Wohlfeld, Ausbilderin an der Inge-Katz-Schule, hat sich den digitalen Herausforderungen gestellt. Sie berichtet: „Der gelungene Wechsel vom Präsenz- zum Fernlernen erfordert ein gutes Konzept, doch dafür fehlte die Zeit. Alles musste schnell gehen. Den praktischen Unterricht in kürzester Zeit digital umzusetzen verlangte akutes Handeln. Zunächst war es eine große Herausforderung aber zugleich eine Chance, die praktischen Inhalte dennoch erarbeiten zu können. Allen an der Schule war wichtig, dass die Ausbildung für alle Klassen ohne Schaden weitergehen kann.“
Die Senatorin für Kinder und Bildung ermöglichte die besten Voraussetzungen, in dem Schüler:innen und Lehrkräfte ein kostenloses Tablet erhielten. Doch zunächst mussten alle den Umgang mit dem neuen Medium lernen. Verena Wohlfeld beschreibt den Fernunterricht: „Der digitale Unterrichtsraum wird im Internet-Browser geöffnet und alle Auszubildenden von mir eingeladen. Webex hat einiges zu bieten: Audio- und Video-Unterricht, gemeinsam in einem Dokument schreiben oder auf einer Tafel malen, Präsentationen und Pinnwände teilen und gemeinsam kommentieren, Dateien austauschen und Lehrmaterialien einbinden.“ Das klingt alles gut, doch bereits das Einwählen in den online Unterricht musste von der Ausbilderin per Videoanruf unterstützt werden, damit niemand abgehängt wurde. Nachdem diese erste Hürde genommen war, gab es auch noch andere Schwierigkeiten. Verena Wohlfeld sagt: „Bei einigen reichte das heimische Datenvolumen nicht aus, um sich mit einem Bild zu zeigen oder Fotos von ihren Ausarbeitungen hochzuladen. Andere hatten zu Hause gar keinen Schreibtisch oder teilten sich das Zimmer mit kleineren Geschwistern. Das bedeutete, es wurde auf dem Bett geschrieben oder es gab oft Störungen.“ Dauerhaft auf das Tablet gucken ist schwierig. Dafür hat sich Verena Wohlfeld Lösungen überlegt: „Ein bisschen Abwechslung reduziert die Anstrengung von dem permanenten Arbeiten vor dem Bildschirm. Ich habe meinen Unterricht mit mündlichen Vorträgen, das Hochladen von Bildern oder das Lösen von Quizfragen aufgelockert. Fragen wurden gemeinsam im Chat geklärt. Im Berichtsheft dokumentierten die Auszubildenden kreativ mit einer Fotostrecke beispielsweise, wie man einen Kittel bügelt.“
Das klingt ganz gut - oder doch nicht? Verena Wohlfeld sagt: „Natürlich freuten sich die Familien der Auszubildenden über saubere Kühlschränke und Backöfen, gebügelte Wäsche oder einen gedeckten Tisch mit selbstgebackenem Kuchen. Die Auszubildenden selbst sagen aber, ihnen fehlt der persönliche Kontakt untereinander. Und für mich als Ausbilderin ist das Überprüfen der Ergebnisse mit Schwierigkeiten verbunden. Vieles kann aus der Ferne schlechter beurteilt und im Ablauf korrigiert werden.“ Nach fast eineinhalb Jahren Corona-Pandemie wird deutlich: Alle Beteiligten in Schule haben zwar einen Umgang mit dem Lernen auf Abstand gefunden, aber das echte Schulleben persönlich Seite an Seite ist Auszubildenden und Ausbilder:innen lieber.

Kai Mües

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