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Immer Theater im Bremer Theater

420 Beschäftigte aus über 20 Nationen präsentieren Kunst

Dirk Bauer und Dieter Leinfelder stehen vor dem Bremer Theater
Dirk Bauer und Dieter Leinfelder vom Betriebsrat geben einen Einblick in das Leben im Bremer Theater (©Foto: Jörg Landsberg, Theater Bremen)

"Theatermachen ist ein Mannschaftssport. Ein Theaterstück entsteht erst im Zusammenspiel aller Abteilungen. Meine Kolleginnen und Kollegen identifizieren sich mit 'ihrem' Theater", schwärmt Dieter Leinfelder, Betriebsrat des Bremer Theaters. "Zu Gute kommt ihnen hierbei ein ungeheurer Wissens-
pool, der sich aus den Fähigkeiten jedes/r Einzelnen speist. Das Ganze ist somit mehr als die Summe seiner Einzelteile."
Die Inhalte der gebotenen Aufführungen spiegeln oft die gerade in der Öffentlichkeit diskutierten Themen wider. In den letzten Spielzeiten waren das Geld und Arbeit. Die Theaterstücke behandeln die Arbeits- und Lebensbedingungen in der heutigen Gesellschaft, geprägt von Leistungsdruck, Werteverlust, prekären Arbeitsverhältnissen und Rücksichtslosigkeit.
Mit 400 Beschäftigten ist das Theater Bremen als 4-Sparten-Theater eines der kleineren Häuser in Deutschland. In ca. 800 Vorstellungen pro Jahr wird dem Zuschauer ein breites Spektrum an Kunst geboten - von Oper über Schauspiel bis hin zu Kindertheater.
"Die Finanzierung des Theaters ist geprägt von Einsparungen und Personalabbau. Wie im gesamten öffentlichen Sektor erfahren unsere Kolleginnen und Kollegen die Auswirkungen der Schuldenbremse", erläutert Dirk Bauer, Betriebsratsvorsitzender. "Dies führt in einigen Arbeitsbereichen die Menschen an die Grenzen der Belastbarkeit. Während der Konsolidierungsphase in den Jahren 2006-2013 wurde von der Belegschaft zudem ein erheblicher monetärer Beitrag durch den Verzicht auf Einkommensbestandteile ge-
leistet. Das war eine sehr schwere Zeit für uns Kollegen."

Hinter der Bühne

3 Schauspieler in einer Szene einer Oper
Karsten Küsters, Nadja Stefanoff, Luis Olivares Sandoval in einer Szene der Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny im Theater am Goetheplatz (©Foto: Jörg Landsberg, Theater Bremen)

Im Schnitt besuchen ca. 156.000 Menschen die angebotenen Vorstellungen. Dazu bieten das Theater am Goetheplatz 802 Plätze, das Kleine Haus 199 Plätze, das MOKS 99 und der Brauhauskeller 64 Plätze.
Auf sechs Probebühnen werden die Premieren vorbereitet. Daran arbeiten in einem Schichtbetrieb täglich 420 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 20 Nationen. Hinzu kommen je nach Bedarf Gäste im künstlerischen Bereich sowie PraktikantInnen und HospitantInnen.
Die musikalischen Aufführungen werden von den Bremer Philharmonikern begleitet. Das Theater ist ein Manufakturbetrieb. Jede Produktion ist ein Unikat. Fast alles wird selbst hergestellt. Daraus erklärt sich die Vielzahl der beteiligten Berufe - es sind 42!
Das Theater bildet z. Zt. 29 junge Menschen in verschiedenen Handwerks- und kaufmännischen Berufen aus. Geleitet wird das Theater derzeit von dem Generalintendanten Michael Börgerding und dem kaufmännischen Direktor Michael Helmbold.
Im Fundus der Kostümabteilung lagern ca. 50.000 Kostüme, 2.000 Perücken und ca. 9.000 Paar Schuhe.
Der Bühnenturm hebt sich 27 Meter in die Höhe. Sechs Hubpodien und eine fahrbare Drehscheibe sowie 55 maschinen- oder handbetriebene Züge ermöglichen schnelle Verwandlungen der Bühnenbilder.
Das Theater ist ein kompletter Betrieb mit etlichen Gewerken und Werkstätten. Hier wird noch alles, was möglich ist, in Eigenproduktion hergestellt, um es anschließend auf der Bühne "präsentieren" zu können und dem Zuschauer ein tolles Bühnenbild bieten zu können.

Zur Geschichte

Im Jahre 1792 wurde mit der Fertigstellung des ersten Bremer Theaters am Wall der Grundstein für eine lange und erfolgreiche Theatergeschichte gelegt. In den nun mehr als 200 Jahren seines Bestehens veränderte sich das Theater innerlich wie äußerlich: 1843 wurde der alte Bau abgerissen und an seine Stelle ein neues Opernhaus gesetzt. 1856 wurde das in Konkurs gegangene Theater in städtisches Eigentum überführt. Wo heute das Theater am Goetheplatz steht, errichtete man 1913 ein neues Schauspielhaus. Beide Häuser wurden 1944 fast völlig zerstört. 1950 eröffnete das Theater der Freien Hansestadt Bremen GmbH an heutiger Stelle. 1984 kam das Schauspielhaus hinzu und 1986 als vierte Sparte neben Oper, Schauspiel und Tanz das Kinder- und Jugendtheater MOKS, seit 2012 mit den Jungen Akteuren. In der Spielzeit 2004/05 wurden in 1½-jähriger Bauzeit der Zuschauerraum und die Foyers neu gestaltet.

Nicoletta Witt sprach mit
Dirk Bauer,
Vorsitzender Betriebsrat Theater Bremen
und
Dieter Leinfelder,
stellv. Vorsitzender Betriebsrat Theater Bremen