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mobile connection

"Hast du eigentlich auch schon eins?"

Mann mit Kind auf Schlitten.In der Hand ein Handy.
Noch haben sie gut lachen. Doch der jederzeitige Gebrauch moderner Kommunikationsmittel kann böse Folgen haben.

"... sollten spätestens Ende Januar bremsertzpüojke097bn."
Hier bricht die E-Mail des Kollegen ab, der mir aus dem Weihnachtsurlaub noch ein paar Verfahrensvorschläge unterbreiten wollte.
Wunderbar, welche Möglichkeiten die neuen Technologien uns heute eröffnen. Dem mobilen Arbeiten gehört die Zukunft. Der Arbeitgeber hat das erkannt und stattet, nach zur Zeit noch uneinheitlichen Wichtigkeitskriterien, immer mehr MitarbeiterInnen mit Tablet-PC - sogenannte elektronische Schneidbretter - aus. Immer häufiger hört man auf den Fluren von Ämtern und senatorischen Dienststellen Getuschel, wer jetzt wieder eins gekriegt hat. Oder auch die herausfordernde Frage: "Hast Du eigentlich auch schon eins?"
Vorbei sind bald die Zeiten, da man durch die letzten drei Tage vor dem Urlaub erst so richtig urlaubsreif wurde. Jetzt kann man die Sache entspannter angehen und die Reste einfach mit dem mobilen Gerät mit auf Reisen nehmen. Vorbei sind die Zeiten, in denen durch krankheitsbedingte Abwesenheit einzelner Betei-
ligter ganze Projekte ins Stocken gerieten und die Arbeitsplanung aller anderen über den Haufen geworfen wurde. Nicht zuletzt können auch die Schläge der rotierenden Personallöcher (MUMM 2-2010) erheblich gedämpft werden, wenn ein Kollege, der gerade anderweitig eine Lücke füllt, am Wochenende das Loch ausfüllen kann, das er hinterlassen hat.
Drei geschlagene Stunden sinnierte ich über die fantastische Zukunft des durch und durch mobilen öffentlichen Dienstes, den Neujahrsempfang habe ich darüber glatt verpasst. Dann holte mich das Piepen meines Handys in die Realität zurück. Der Absender der abgebrochenen E-Mail twitterte: "Bitte nicht anrufen. Kann nicht sprechen. Schmerzen überall! Bin in Notaufnahme. Unfall beim Schlittenfahren. Timo wohlauf!"

Burkhard Winsemann