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Wir sind nicht nur ein Kostenfaktor!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich muss sagen, als Reinigungskraft habe ich ja schon einige Personalversammlungen mitgemacht, aber so viele Beschäftigte auf einen Haufen habe ich noch nicht gesehen. Es freut mich riesig, dass eine solche große Zahl von Kolleginnen und Kollegen sich hier versammelt haben. Das gibt Kraft! Kraft für die Auseinandersetzungen, die noch vor uns liegen.
Die Gewerkschaften und wir fordern die Übernahme des Tarifvertrages öffentlicher Dienst. Für alle unsere Beschäftigten!
Für uns Arbeiterinnen und Arbeiter gilt er schon. Für die Angestellten muss jetzt nachgezogen werden. Eine Spaltung lassen wir uns nicht gefallen.
Wie ist es den Arbeiterinnen und Arbeitern bisher im öffentlichen Dienst ergangen? Ein einfacher Zahlenvergleich spricht hier eine ganz deutliche Sprache. Noch vor etwa 10 Jahren waren im bremischen öffentlichen Dienst ca. 6200 Kolleginnen und Kollegen im Lohnverhältnis beschäftigt. Heute sind wir gerade noch 1900. Das hat der Arbeitgeber durch einen permanenten Stellenabbau erreicht. Es gab kaum Neueinstellungen, und es wurde privatisiert. Er trägt damit die Verantwortung für den Verlust einer riesigen Zahl von Arbeitsplätzen.
Wo sind denn heute noch Arbeiterinnen und Arbeiter bei uns beschäftigt? Das will ich euch sagen! Ich hoffe ich habe keinen vergessen:

  • als Handwerker und Hilfshausmeister an den Schulen, bei der Polizei und anderen Dienststellen
  • als Reinigungskräfte in vielen Häusern, vor allen Dingen an Schulen und Kindertagesstätten
  • im Studentenwerk und an der Uni
  • als Mitarbeiter auf den Sportanlagen
  • für Straßenunterhaltung und Streudienste im Verkehrsbereich
  • im Grünbereich u.a. für Parks, Anlagen und Friedhöfe
  • bei der Vermessung unserer Stadt im Eigenbetrieb GEO
  • noch ein kleiner Rest im Bereich Abfall- und Abwasserentsorgung
  • und die verbliebenen Arbeiter für den Hafenbau und Hafenbetrieb.

Leider sind die großen Bereiche Entsorgung, Häfen und Krankenhäuser längst privatisiert. Durch diese Strategie schlägt der Arbeitgeber gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe: Er senkt seine Lohnkosten und schaltet tarifpolitisch gerade die Bereiche aus, die in der Vergangenheit ihre Kampfkraft unter Beweis gestellt haben.
Ich weiß, dass heute aus allen Bereichen Kolleginnen und Kollegen hierher gekommen sind. Auslöser dazu war und ist auch sicherlich Angst. Angst um den Arbeitsplatz und damit um die berufliche Existenz. Angst ist aber eine schlechte Motivation. Wer immer mit Ängsten zur Arbeit geht, kann auch keine gute Arbeit leisten.
Deshalb sagen wir selbstbewusst: Wir sind nicht nur ein Kostenfaktor. Wir können selbstbewusst auf hohe Arbeitsqualität und Zuverlässigkeit hinweisen! Das hat auch seinen Preis!
Deshalb zeigen wir Arbeiterinnen und Arbeiter heute unsere Solidarität: Ob verbeamtet oder angestellt - wir alle sind Kolleginnen und Kollegen.
Unsere Forderungen sind: Gute Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung für alle im öffentlichen Dienst Beschäftigten!
Danke, dass ihr mir zugehört habt.

Heidi Adler, stellvertretende Vorsitzende Gesamtpersonalrat