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Tarifflucht und Sanierungstarifvertrag abgewendet

12.000 Beschäftigte sind unwiderstehlich

Beschäftigte mit Fahnen und Transparenten auf dem Platz vor der Senatorin für Finanzen

Pünktlich zur Auftaktveranstaltung meinte Bremens Finanzsenatorin Karoline Linnert in die Offensive gehen zu müssen und den Austritt aus der TdL (Tarifgemeinschaft der Länder) anzudrohen, falls das Verhandlungsergebnis zu hoch wäre.
Die Reaktion der Bremer Beschäftigten folgte auf dem Fuße. Zum Valentinstag erhielt die Senatorin nicht etwa rote Rosen, sondern die übrig gebliebenen Dornen.
Und am 3. März haben 12.000 Beschäftigte ihren Unmut laut auf dem Marktplatz in Bremen kund getan.
Das hat gewirkt, denn ohne die Streikenden und denen, die an der Kundgebung teilgenommen haben, wäre dieser Abschluss nicht zustande gekommen.

Entgeltordnung vereinbart

Wir haben für die Beschäftigten eine ordentliche Entgelterhöhung durchsetzen können in einem Gesamtvolumen für 2011 in Höhe von 2,3 % und ein Gesamtvolumen für 2012 von 2,55 %. Unsere Zusatzforderungen für die Beschäftigten des Küstenschutzes und der Straßenmeistereien wurden dadurch erfüllt, dass die Erschwerniszuschläge in 2011 einvernehmlich pauschaliert und ab 1.1.2012 um 25 € monatlich erhöht werden.
Nach jahrelangem Ringen ist es uns endlich gelungen, in dieser Tarifrunde eine Entgeltordnung für den TV-L durchzusetzen. Endlich haben wir wieder die Situation "Gleiches Geld für gleiche Arbeit" für "Neu"-Angestellte und "Alt"-Angestellte in den Ländern. Von dieser Entgeltordnung profitieren rund 60 % aller neu eingruppierten oder neu eingestellten Beschäftigten, weil es uns gelungen ist, die Tätigkeitsmerkmale mit Bewährungsaufstiegen bis zu sechs Jahren direkt in eine höhere Entgeltgruppe zu bekommen. Damit entfällt die Wartezeit von früher, bis zu drei, vier oder sechs Jahre warten zu müssen, bis man in die höhere Entgeltgruppe kommt.
In diesem Zusammenhang ist es uns auch gelungen, eine konkrete Verbesserung für betroffene IngenieurInnen bei den sogenannten "Drittelaufstiegen" zu erreichen. Ebenso erreichten wir die Wiedereinführung von Entgeltgruppenzulagen in Neueingruppierungsfällen sowie Verlängerung des Übergangsrechts zu Aufstiegen und Vergütungsgruppenzulagen.
Damit haben wir in dieser Tarifrunde endlich ein Ergebnis, das nur Dank unserer Hartnäckigkeit und langem Atem zu erreichen war.

Gleichbehandlung bei Lehrkräften nicht erreicht

Nicht erreicht haben wir, dass endlich die Ungleichbehandlung der nicht verbeamteten Lehrkräfte aufgehoben wird. Unser Ziel war gemeinsam mit der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), dass für die rund 200.000 Lehrkräfte die Eingruppierung in einem Tarifvertrag geregelt wird. Es kann nicht sein, dass in unserem Jahrhundert noch immer Arbeitgeber nach eigenem Gutdünken bestimmen, was die Beschäftigten und wie viel die Beschäftigten erhalten. Da müssen wir dran bleiben, denn wir wollen, dass unsere Kinder und Enkelkinder von gut ausgebildeten und motivierten Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden.

Weiterhin Forderung nach Übernahme

Viele Demonstranten vor dem Rathaus

In der Frage Übernahme der Auszubildenden sind die Arbeitgeber völlig stur geblieben, das schmerzt mich um so mehr, da viele Auszubildende am 3. März gemeinsam mit uns ihre Forderung nach Übernahme kundgetan haben. Für meine Begriffe hätten die Arbeitgeber gut daran getan, den Auszubildenden eine Übernahmegarantie zu gewährleisten. Ich erwarte nun, dass die Länder und insbesondere das Land Bremen mit uns eine landesbezirkliche Regelung zur Altersteilzeit trifft, die Auszubildenden freiwillig übernimmt und damit eine Brücke zwischen Jung und Alt bildet.

Sanierungstarifvertrag vom Tisch

Demonstranten mit ver.di Fahnen vor dem Bremer Roland

Durch den Einsatz und die Teilnahme an den Warnstreiks der Bremer Beschäftigten ist es uns gelungen, mit diesem Abschluss endlich das leidige Thema "Sanierungstarifvertrag für Bremen" vom Tisch zu fegen.
Das zeigt uns ganz deutlich, wir erreichen immer nur dann etwas, wenn wir uns wehren, denn freiwillig machen die Arbeitgeber keinerlei Zugeständnisse. Wir haben zwar die besseren Argumente, aber das langt nicht, wir brauchen Stärke und Kampfkraft. Deshalb kann ich nur jedem empfehlen, Mitglied einer Gewerkschaft zu werden, damit wir unsere Kampfkraft stärken und ausbauen können, um auch in Zukunft gute Tarifabschlüsse für alle Beschäftigten erreichen zu können.

Susanne Kremer
ver.di-Landesbezirk
Niedersachsen Bremen

Susanne Kremer

Zur Person

Susanne Kremer, ver.di Landesbezirk Niedersachsen-Bremen

Susanne Kremer, 51 Jahre jung, ist seit März 2007 stellvertretende Landesbezirksleiterin im ver.di Landesbezirk Niedersachsen-Bremen.
Nach der Arbeit genießt sie lange Spaziergänge in der Natur, tollt mit ihren Tieren herum, liest gerne gute Bücher oder schaltet einfach ab auf dem Sofa.