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Verraten und verkauft

Bremer Tageszeitungen zerschlagen

Streikende Kolleginnen und Kollegen vor dem Pressehaus
Die Kolleginnen und Kollegen des Weser-Kuriers streiken für ihre Rechte

Die Lunte hat er selbst gelegt – und nun beschwert sich der Vorstand der Bremer Tageszeitungen AG (BTAG) Dr. Ulrich Hackmack über den Flächenbrand, den er damit ausgelöst hat, über die Empörung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen er mit der Ausgliederung der Anzeigenabteilung ein übles Präsent unter den Weihnachtsbaum gelegt hat.
Waren es bislang die Gründungen von Firmen für neue MitarbeiterInnen, die ihm einen Weg aus den Tarifen ermöglichten, so waren nun erstmals 61 BTAG-Angestellte betroffen. Ab dem 1. Januar 2008 sollten alle AnzeigenmitarbeiterInnen in die neue Firma „Medien Vermarktung Bremen GmbH“ (MVB) überwechseln.
Das heißt: Spätestens nach einem Jahr gesetzlicher Übergangsregelung sind anschließend allen Schweinereien Tür und Tor geöffnet. Kein Tarif, kein Betriebsrat, jeder gegen jeden. Die Hatz kann beginnen, das Buhlen um jeden Cent.
Ulrich Hackmack hat über Jahre alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Betriebsrat der BTAG hintergangen. Wenn er von „vertrauensvoller Zusammenarbeit“ gesprochen hat, dann war das schlicht und einfach nicht ehrlich. Ulrich Hackmack hat endlich die Katze aus dem Sack gelassen und sein eigentliches Ziel offenbart: Die Bremer Tageszeitungen werden zerschlagen!
Gegen jede unternehmerische Vernunft spaltete er die Kernabteilung Anzeigen ab. Denn eins steht fest: Um die „Vermarktungskompetenzen auszubauen“, bedarf es keiner neuen Firma. Das kann die BTAG-Anzeigenabteilung auch.
Zudem widerspricht die Aktion der allgemeinen Philosophie seiner Arbeitgeber-Kollegen. Da heißt es nämlich: Outsourcen Sie nur Bereiche Ihres Unternehmens, die nicht direkt dem Kerngeschäft zuzuordnen sind!
Der Betriebsrat und auch die Gewerkschaften konnten die Ausgliederung trotz zahlreicher Bemühungen und Gesprächsversuche leider nicht verhindern. Aber wir werden den Kampf um eine soziale Absicherung der betroffene Kolleginnen und Kollegen nicht aufgeben. Fast alle Kolleginnen und Kollegen haben die neuen, nicht tarifgebundenen Verträge nicht unterschrieben.

Streikende Kolleginnen und Kollegen vor dem Pressehaus
Die Forderung "Ein Betrieb - eine Belegschaft" wird auch in die Öffentlichkeit getragen

Wir haben in den vergangenen Wochen viel Unterstützung bei unseren Aktionen bekommen, von anderen Betrieben, Medien und politischen Parteien, aber auch von Bremer Politikern.
Mut gemacht, unseren Widerstand weiter zu verfolgen, hat uns z. B. Bürgermeister Jens Böhrnsen, der in der vergangenen Woche vier Betriebsratsmitglieder zu einem Gespräch zu sich eingeladen hatte. Das sollte uns alle bestärken, auch im Kampf gegen mögliche weitere geplante Ausgliederungen.
Der Betriebsrat zeigt sich weiterhin gesprächsbereit, sowohl über bessere Bedingungen für die ausgegliederten Anzeigenkolleginnen und -kollegen als auch über konstruktive Zukunftsplanungen.

Thies Fischer
stellv. BR-Vorsitzender
Bremer Tageszeitungen AG