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"Zukunftschance Ausbildung" war ein Erfolg

Ebrimas positiver Rückblick

vier verschiedene Hände bilden ein Herz auf einer Landkarte
Von Gambia nach Deutschland: Zwei Herzen schlagen in Ebrimas Brust

Ebrima Touray gehörte 2014 zum ersten Jahrgang des Projekts "Zukunftschance Ausbildung für junge Geflüchtete" beim Aus- und Fortbildungszentrum. Er nahm an der einjährigen Einstiegsqualifizierung teil und hat danach erfolgreich die Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement bestanden. Als Mitglied des Ausbildungspersonalrats AFZ hat Ebrima Ende Juli 2019 mit dem Gesamtpersonalrat die Teilnehmenden der Einstiegsqualifizierung des Jahrgangs 2018 in die duale Ausbildung "verabschiedet". Am Rande eines Netzwerktreffens mit der Jugend- und Auszubildendenvertretung des Gesamtpersonalrats nimmt er sich für MUMM Zeit für einen Rückblick.

MUMM: Was war vor fünf Jahren deine Motivation für eine Einstiegsqualifizierung?

Ebrima Touray: Ich wollte in Deutschland leben und mir hier eine sichere Zukunft aufbauen. Als ich 2013 nach Bremen kam, ging ich erst zur Allgemeinen Berufsschule. Dort war ich der einzige Nicht-Deutsche in der Klasse. Da habe ich mich sehr zurückgehalten. Dort bekam ich auch einen Einblick in die Berufsschule für Metalltechnik. Diese Art von Arbeiten liegt mir aber gar nicht. Als ich vom Projekt Zukunftschance Ausbildung beim Aus- und Fortbildungszentrum eine Zusage bekam, war das die beste Nachricht seit langem. Die Einstiegsqualifizierung war wirklich gut zur Vorbereitung auf die Ausbildung – denn wie die so sein würde, konnte ich mir damals nicht richtig vorstellen.

Drei Personen stehen vor einer Landkarte
Nils Schröder (links) und Feli Smidt von der Jugend- und Auszubildendenvertretung im Gesamtpersonalrat mit Ebrima Touray vom Ausbildungspersonalrat für die Auszubildenden beim Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ)

MUMM: Was hättest du in Gambia beruflich gemacht, wenn du nicht hättest flüchten müssen?

Ebrima Touray: Vielleicht hätte ich versucht, in einer Bank zu arbeiten. In Gambia gibt es - wie auch in vielen anderen Ländern - keine duale Ausbildung wie in Deutschland. Nach der Schule hätte ich dann drei Semester studiert und wäre danach direkt auf Arbeitssuche gegangen. Aber ohne Praxiserfahrung oder Beziehungen hat man da kaum eine Chance.

MUMM: Was war während der Einstiegsqualifizierung oder Ausbildung schwer für dich?

Ebrima Touray: Die deutsche Sprache und besonders das Schreiben. Die Lehrerin zu verstehen war die ersten zwei Jahre oft schwer. Ich habe mich lange nicht getraut, Fragen zu stellen. In Deutschland soll man aber gerne Fragen stellen - das hat man mir oft gesagt. Leider ist das nicht so leicht, wenn man das nicht kennt und unsicher ist. Zum Glück wurde ich aber mit der Zeit sicherer.

MUMM: Wie wurdest du sicherer?

Ebrima Touray: Wenn man sich innerhalb der Klasse erst mal besser kennt, läuft vieles anders. Die Sozialpädagogin am Aus- und Fortbildungszentrum, Frau Jones, hat mich auch sehr unterstützt. Als ich dann in den Ausbildungspersonalrat gewählt wurde, lernte ich diskutieren und vor Gruppen zu sprechen. Dort lernte ich dann auch viel über Demokratie, Wahlen und Rechte und Pflichten. Diese Kontakte und der regelmäßige Austausch halfen mir, mich mit der Zeit sicherer zu fühlen.

MUMM: Würdest du das Projekt "Zukunftschance Ausbildung" und eine Mitarbeit im Ausbildungspersonalrat also weiterempfehlen?

Ebrima Touray: Ja! Die Einstiegsqualifizierung war sehr hilfreich, um anzukommen, und im Ausbildungspersonalrat lernt man viel zur Teamarbeit. Beides waren für mich positive Entscheidungen, die ich empfehlen kann.

MUMM: Danke für das Gespräch und alles Gute für deinen weiteren Lebensweg.

Ivonne Weinhold