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Nachhofbedarfe bei der Attraktivität

Gute Mischung macht Elixier aus

Porträt von Doris Hülsmeier
Doris Hülsmeier, Vorsitzende des Gesamtpersonalrats für das Land und die Stadtgemeinde Bremen

Was jahrzehntelang als unumstößlich galt, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr: Beim Staat zu arbeiten, scheint an Attraktivität verloren zu haben. Ausschreibungen müssen mehrfach durchgeführt werden, um geeignete Nachwuchskräfte oder Auszubildende zu finden. Der Fachkräftemangel ist spürbar.
Dabei bietet der bremische öffentliche Dienst interessante und gemeinwohlorientierte Arbeitstätigkeiten von enormer Vielfalt. Hier kann man sich für "seine" Stadt engagieren. Es gibt moderne Arbeitsplätze, gute Fortbildungsmöglichkeiten und nicht zuletzt, es gibt sichere Arbeitsplätze.
Aber reicht das? Beschäftigte erwarten mehr von ihrem Arbeitgeber - Work-Life-Balance ist in aller Munde. Die bremischen Beschäftigten identifizieren sich in hohem Ausmaß mit ihren Aufgaben und der Gemeinwohlorientierung. Gleichzeitig hat die Kürzungspolitik der letzten Jahrzehnte ihre Spuren hinterlassen. Unsere Kolleginnen und Kollegen sehen deutliche Verbesserungsbedarfe. Die Befragung der Beschäftigten und die Ergebnisse des Innovationszirkels junger Beschäftigter von 2018 liefern wichtige Hinweise.
Mehr Vernetzung: Die Kolleginnen und Kollegen wollen über den Tellerrand schauen und wünschen sich mehr Zusammenarbeit und Kontakte über die Ressort- und Dienststellengrenzen hinaus. Es ist für viele Kolleginnen und Kollegen selbstverständlich, sich über soziale Medien auszutauschen. Sie wünschen sich solche Lösungen auch für die berufliche Kommunikation.
Mehr Unterstützung für die Karriereplanung und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Die Kolleginnen und Kollegen möchten sich entwickeln und erwarten professionelle Unterstützung für eine systematische Personalentwicklung. Sie wünschen sich mehr Möglichkeiten der Flexibilität für die Lebensplanung, für die Betreuung ihrer Kinder oder für die Pflege von Angehörigen.
Mehr Standards für gleich gute Arbeitsbedingungen: Die Kolleginnen und Kollegen nehmen sehr deutlich wahr, dass es in einigen Bereichen gute Arbeitsbedingungen gibt, hingegen in anderen Bereichen nicht. Das belastet die betroffenen Kolleginnen und Kollegen und das Arbeitsklima. Die Umsetzung der Dienstvereinbarungen, die der Gesamtpersonalrat für alle Beschäftigten der Freien Hansestadt Bremen mit der Senatorin für Finanzen abgeschlossen hat, sichert gute Standards für alle Bereiche des bremischen öffentlichen Dienstes. Das ist eine verpflichtende Führungsaufgabe.
Gute Führung: Auch die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen durch ihre Führungskräfte stellt sich äußerst unterschiedlich dar. Alle wünschen sich gute Führung. Aber was meint das genau? Interesse, Offenheit, Transparenz, Förderung, Unterstützung, alles das drückt gleichzeitig Wertschätzung aus. Offene Rückmeldungen, konstruktiver Umgang mit Fehlern gehören dazu, ebenso wie die Übernahme von Verantwortung und Steuerung. Der Gesamtpersonalrat fordert, dass Standards für gute Führung verbindlich verankert werden und dass sie die Grundlage für die Auswahl und Schulungen von Führungskräften sind. Gute Führung benötigt Kompetenzen, Zeit und Unterstützung, auch das ist weiterzuentwickeln.
Gute Führung fängt ganz oben an. Wir erwarten, dass der Senat seine Verantwortung für die Beschäftigten wahrnimmt. Dazu gehört auch, dass die Aufgaben des bremischen öffentlichen Dienstes mit ausreichend Personal hinterlegt werden und dass die Bezahlung stimmt.
Beteiligung: Die Kolleginnen und Kollegen sind kompetente Expert_innen ihrer Arbeit. Ihr Wissen ist unverzichtbar für die stetige Weiterentwicklung des öffentlichen Dienstes und die weitere Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Die Beschäftigten haben daher Beteiligungsrechte.
Mitbestimmung: Die Mitbestimmungsrechte der Personalräte sichern Einflussrechte im Sinne der Kolleginnen und Kollegen und der Arbeitsfähigkeit des öffentlichen Dienstes. Das Bremische Personalvertretungsgesetz ist für die Beschäftigten gemacht. Angriffe auf das Gesetz sind daher Angriffe gegen die Beschäftigten.
Gute Führung, gute Arbeitsbedingungen, den Aufgaben angemessenes Personal, mehr Vernetzung, bessere Work-Life-Balance und Personalentwicklungsmöglichkeiten - so könnte der bremische öffentliche Dienst sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und gleichzeitig mehr Interessent_innen für die spannenden und vielfältigen Aufgaben des öffentlichen Dienstes finden.

Doris Hülsmeier

Was bedeutet Work-Life-Balance?

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Der Begriff Work-Life-Balance steht für das ausgewogene Verhältnis zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen eines Menschen. Die Begriffsbildung Work-Life-Balance stammt aus dem Englischen: Arbeit (work), Leben (life), Gleichgewicht (balance). Der Ausdruck wird häufig verwendet im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Work-Life-Balance umfasst aber auch weitergehende Interessen der individuellen Lebensführung wie zum Beispiel die Wahrnehmung eines Ehrenamts. Work-Life-Balance ist in diesem Sinne geprägt von den jeweils individuellen Zielen und Entscheidungen der Beschäftigten und von den Möglichkeiten, die der Arbeitgeber und die Gesellschaft zur Erreichung dieser Ziele bieten.