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Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bauen Brücken

"Ohne Hilfe hätte ich es nicht geschafft!"

Foto von Schulleiterin, Schülerin und Sozialpädagogin
stellvertretende Schulleiterin Erika Bosecker mit Schülerin Güley und Sozialpädagogin Sebnem Kara (v. r. n. l.)

Güley ist 17 Jahre alt, sie kommt aus Rousel in Bulgarien. Güley ist seit ein und ein Viertel Jahren in Bremen, und sie besucht die Allgemeine Berufsschule am Steffensweg (ABS).
Als sie in Bremen ankam, konnte sie kein Wort Deutsch. Güley sieht in einem Schulabschluss ihre Zukunftsperspektiven. Deshalb besucht Güley gegenwärtig die ABS und lernt fleißig Deutsch. In der ABS erfährt sie neben dem Regelunterricht ebenfalls große Unterstützung durch Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen.
Güley: "Ich möchte gerne in Bremen leben und hier eine Ausbildung zur Krankenschwester oder Friseurin machen. Ich wüsste nicht, wie ich es ohne die SozialpädagogInnen der Schule schaffen könnte, überhaupt nur einen Praktikumsplatz zu finden. Frau Kara hat mich dabei unterstützt, einen Praktikumsplatz in einem Fri-
seursalon zu finden. Dort hat es mir sehr gut gefallen."
Sebnem Kara, Sozialpädagogin an der ABS: "Einzelberatungen stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Die Schülerinnen und Schüler kommen mit ihren persönlichen bzw. familiären aber auch mit rechtlichen Fragen zu uns. Wir versuchen, mit ihnen Lösungswege zu finden oder leiten sie an kompetente Stellen weiter. Oft ist es die Suche nach einer persönlichen Nähe, um über eigene Probleme zu sprechen. Denn aufgrund ihrer finanziellen und kulturellen Situationen haben diese Schülerinnen und Schüler so gut wie keine Kontakte
außerhalb der Schule.
Die Probleme dieser Jugendlichen sind oft darauf zurückzuführen, dass sie in einem vorangeschrittenen Alter nach Deutschland eingereist und der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Neben der Entwurzelung aus ihren Familien bzw. Verwandten in ihren Heimatländern gibt es bei diesen Schülerinnen und Schülern eine hohe Unsicherheit über die Zukunft ihres Lebens in Deutschland. Dazu kommen leider die traumatischen Erlebnisse aus ihren Herkunftsländern, von denen sie sich nicht ohne weiteres loslösen können."
SozialpädagogInnen unterstützen diese Jugendlichen weit über den normalen Unterricht hinaus. Sie bieten z. B. Sprachförderung und Sozialtraining an oder helfen bei der Wohnungs- und Praktikumssuche und bei der Berufswahl. Außerdem benötigen junge Flüchtlinge besondere Unterstützung bei familiären Problemen und der Bewältigung des Alltags in einer für sie fremden Gesellschaft.
Die stellvertretende Schulleiterin Erika Bosecker betont: "Alle Bildungseinrichtungen sind auf sozialpädagogisches Fachpersonal angewiesen. Für diese Bereiche ist Kontinuität eine sehr wichtige Arbeitsgrundlage. Jugendliche brauchen nicht nur den Unterricht, sondern individuelle Unterstützung bei vielfältigen Problemen. Sozialpädagogische Begleitung hilft den Jugendlichen, ihr Potenzial zu nutzen, so dass sie ihren Platz auf dem Ausbildungsmarkt und in der Gesellschaft finden können."
Ohne sozialpädagogische Begleitung und Schulsozialarbeit kann das nicht funktionieren! Für die Jugendlichen ist Kontinuität und Verlässlichkeit in der Schulsozialarbeit ein wichtiger Baustein zur Teilhabe an Bildung.
Allerdings darf "Teilhabe an Bildung" für Jugendliche nicht mit prekären Beschäftigungsverhältnissen der SozialpädagogInnen und SchulsozialarbeiterInnen erreicht werden.

Nicoletta Witt